Wir alle wissen, daß jede Tat der Sünde und des Ungehorsams den Iman schwächer macht, das Herz verdirbt und für seinen Untergang sorgt. Und wenn das Herz verdorben ist, führt das zu weiteren Sünden, und die führen wiederum dazu, daß das Herz noch weiter verdorben wird, bis man sich in einem Kreislauf befindet. Ibn Al-Mubarak sagte: Ich habe Sünden gesehen, die das Herz töten,
und einige haben dazu geführt, daß man süchtig nach ihnen geworden ist,
Sich abwenden von schlechten Taten gibt dem Herzen Leben,
und der Kampf gegen die Nafs ist das Beste dafür. Noch gefährlicher als Sünden sind allerdings die Taten, die halal sind, und das Herz verderben können, denn eine Sünde zu erkennen ist leicht, eine erlaubte Tat, die das Herz verdirbt, zu erkennen ist sehr schwer.
Ibn Al-Qayyim ® hat von diesen Taten im Besonderen vier erwähnt, die nur schwer zu erkennen, aber deren Auswirkungen auf das Herz gewaltig sind.
Zu viel unnötiges Gerede
Im Musnad wird von Anas berichtet, daß der Prophet (a.s.s.) sagte: „Der Glaube eines Dieners ist nicht eher in Ordnung, bis sein Herz in Ordnung ist, und sein Herz ist nicht eher Ordnung, bis seine Zunge in Ordnung ist." Das zeigt, daß der Prophet (a.s.s.) die Reinigung des Glaubens von der Reinigung des Herzens abhängig gemacht hat, und die Reinigung des Herzens von der Reinigung der Zunge. Ibn Umar überliefert vom Propheten (a.s.s.): „Sprecht nicht viel ohne dabei Allahs zu gedenken, den so ein ausgiebiges Gerede ohne die Erinnerung an Allah läßt das Herz hart werden, und derjenige ist am weitesten von Allah, der ein hartes Herz hat." Und Umar ibn Al-Khattab sagte: „Wer viel redet, begeht viele Fehler, und wer viele Fehler begeht, begeht auch viele Sünden, und das Feuer hat eine besonderes Recht auf diese gewohnheitsmäßigen Sünder." Und der Prophet (a.s.s.) sagte zu Mu’adh ibn Jabal, und er hielt dabei seine Zunge zwischen seinen Fingern: „Halte dich damit zurück" Und Mu’adh sagte: „O Gesandter Allahs, werden wir zur Verantwortung gezogen für das, was wir sagen?" Und der Prophet (a.s.s.) sagte: „Gibt es etwas, was die Menschen noch mehr auf ihren Gesichtern ins Feuer wirft, als die Ernte ihrer Zunge?"
Und die Ernte der Zunge ist in diesem Fall die Strafe für etwas Verbotenes, was man gesagt hat, denn am Tag der Auferstehung wird jeder Mensch die Ernte bekommen für das, was er in dieser Welt vorbereitet hat. In einem Hadith von Abu Hurairah sagte der Prophet (a.s.s.): „Das, was die Menschen am meisten ins Feuer gehen läßt, sind zwei Öffnungen: die Zunge und das, was zwischen den Beinen ist Und ebenso Abu Hurairah überliefert vom Propheten (a.s.s.): „Der Diener spricht ein Wort, dem er keine Beachtung schenkt, und er wird dafür (für dieses Wort) in die Tiefen des Feuers geschickt, tiefer als die Entfernung zwischen Osten und Westen."Und in einer ähnlichen Version bei At-Tirmidhi: „Der Diener sagt etwas, das er für harmlos hält, und er wird dafür ins Feuer gestürzt in eine Tiefe, die 70 Jahren entspricht."Und von Sahl ibn Sa’d wird überliefert, daß der Prophet (a.s.s.) sagte: „Wer mir für das garantiert, was zwischen seinen Backen und was zwischen seinen Beinen ist, für den garantiere ich das Paradies."Und noch einmal von Abu Hurairah, nach dem der Prophet (a.s.s.) sagte: „Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, soll Gutes sprechen oder schweigen."Daher gibt es nur zwei Kategorien von Gerede: das Gute, das empfohlen ist, und das Schlechte, das man unter allen Umständen vermeiden sollte. Und allein das zeigt, daß man vor jedem Wort, das man ausspricht, sich fragen sollte, ob es etwas Gutes ist. Wenn nicht, sollte man den Gedanken daran sofort beiseite schieben.Der Prophet (a.s.s.) sagte: „Alles, was der Sohn Adams sagt, ist gegen ihn, außer Al-Amr bi-l-Maruf wa An-Nahia ´ani-l-Munkar und die Erinnerung an Allah."Und das erklärt, warum die Salaf in jeder Sekunde ihre Lebens auf ihre Zunge geachtet haben, damit sie nicht ein Wort verläßt, das man für leicht hält, wofür man aber am Tag der Auferstehung mit der Hölle bestraft wird.Umar ibn Al-Khattab besuchte einmal Abu Bakr und fand ihn, wie er mit seinen Finger an seiner Zunge gezogen hat. Und er sagt ihm „Halte ein, möge Allah dir vergeben!" Abu Bakr antwortete: „Diese Zunge hat mich an gefährliche Orte gebracht."Abu Hurairah überliefert von Ibn Al-Abbas: „Am Tag der Auferstehung wird man für keinen Teil des Körpers mehr Wut empfinden als für die Zunge, es sei denn, daß man sie nur dafür benutzt hat, um das Gute zu befehlen."Al-Hassan Al-Basri sagte: „Wer seine Zunge nicht kontrolliert, hat seine Religion nicht verstanden2. Unkrontrollierte BlickeVom Propheten (a.s.s.) wird überliefert: „Der Blick ist eine vergifteter Pfeil des Schaitan. Wer ihn für Allah zu Boden schlägt, dem wird Er eine erfrischende Süße geben, die er in seinem Herzen finden wird an dem Tag, an dem er Ihm begegnet."Schaitan erhält Eintritt in das Herz eines Dieners durch den Blick, und er läßt das, was man gesehen hat, auf das der Blick gefallen ist, schöner aussehen als es in Wirklichkeit ist, bis er es für das Herz zu einem Götzen macht, den es verehrt. Dann kommt er mit falschen Versprechungen und dem Feuer der Begierde (Asch-Schahwa), das noch größer wird durch verbotene Taten, die der Diener nicht verrichtet hätte, wenn er nicht durch einen Blick ein falsches Götzenbild ins Herz bekommen hätteEs wird gesagt, daß zwischen dem Auge und dem Herzen eine direkte Verbindung besteht. Wenn der Blick des Auges verdorben ist, folgt ihm das Herz. Und das Herz wird wie ein Behälter, in dem sich alles, was man an Schlechtem und Verdorbenen sieht, ansammelt, bis sich soviel angesammelt hat, daß es keinen Platz mehr gibt für die Liebe zu Allah, für Taqwa, für das Bewußtsein, daß Allah einen zu jeder Zeit sieht und hört, und für die Freude an Seiner Nähe. In so einem Herzen kann sich nur das Gegenteil all dessen befinden.Daher ist der unkontrollierte Blick Ungehorsam gegenüber Allah und Seinem Wort:Sprich zu den gläubigen Männern, daß sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen. Das ist reiner für sie. Wahrlich, Allah ist dessen, was sie tun, recht wohl kundig." (24:30)Nur wer Allah gegenüber gehorsam ist, wird zufrieden sein in dieser Welt und in der kommenden Welt erfolgreich sein.Den Blick nicht zu beherrschen läßt das Herz blind werden, so daß es nicht unterscheiden kann zwischen Wahrheit und Falschheit, zwischen Sunnah und Bid’ah. Zügelt man seine Blicke nur für Allah und hält sie nur für Ihn unter Kontrolle, wird das Herz reich an Einsicht und Licht von Allah.. Zu viel EssenMit wenig Essen zufrieden sein sorgt für eine Süße im Herzen, für einen starken Geist, Demut der Nafs, für eine Schwäche der Schahwa und eine Kontrolle des Zorns. Zu vieles Essen bringt das genaue Gegenteil.Al-Miqdam ibn Ma’d sagte: „Ich hörte den Gesandten Allahs sagen: ‚Der Sohn Adams füllt kein Gefäß, mit dem Allah unzufriedener wäre, als seinen Magen. Ein paar Bissen sollten genug sein, damit er seine Stärke bewahrt. Wenn er ihn füllen muß, sollte er ein Drittel für Essen, ein Drittel für Trinken und ein Drittel für Luft zum Atmen lassen."Ein voller Bauch läßt den Menschen eher zur Sünde neigen und jede Art von Ibadah wie harte Arbeit aussehen. Der Mensch wird faul und gemütlich. Ein voller Bauch war schon für viele schlechte Taten und verlorengegangene Ibadat verantwortlich. Es ist leichter für Schaitan die Kontrolle über jemanden zu erlangen, wenn er seinen Magen mit Essen und Trinken gefüllt hat. Deswegen sagen die Ulama: „Schließt die Tore des Schaitans durch Fasten (SiyamVon den Bani Israel wird berichtet, daß einmal, als es Zeit war, das Fasten zu brechen, ein Mann aufstand und sagte: „Eßt nicht zuviel, sonst werdet ihr zuviel trinken, und dann zuviel schlafen, und dann werdet ihr viel verlieren."Der Prophet (a.s.s.) und seine Sahaba waren oft hungrig unterwegs, und obwohl es manchmal daran lag, daß es nicht viel zu Essen gab, haben doch die Sahaba in späteren Zeiten, wo die Tore des Dunya sich bereits geöffnet hatten, daran festgehalten, wenig zu essen, obwohl es genug davon gab. Von Aischah wird überliefert, daß sie sagte: „Vom Zeitpunkt der Ankunft in Madinah bis zu seinem Tod hat die Familie Muhammads sich nie drei Nächte in Folge an Weizenbrot satt gegessen."Und einer der Salaf sagte: „Wer über seinen Magen die Kontrolle hat, hat Kontrolle über seine Religion, und wer über seinen Hunger Kontrolle hat, hat Kontrolle über sein gutes Verhalten. Ungehorsam gegenüber Allah ist am nächsten zu einer Person mit einem vollen Bauch und am weitesten von jemandem, der hungrig ist."4. Die schlechte GesellschaftDie falsche Gesellschaft ist eine chronische Krankheit, die viel Schaden und Übel mit sich bringt. Wie oft schon hat eine schlechte Gesellschaft den Menschen die Großzügigkeit Allahs genommen. In dem Festhalten an solcher Gesellschaft findet man die Wurzel des Unterganges in beiden Welten, in dieser Welt und in der kommenden.Ein Diener sollte aus Freundschaft und Gesellschaft nutzen ziehen und sich vor Schaden bewahren. Daher sollte er alle Menschen in vier Kategorien einteilen und vorsichtig dabei sein, diese Kategorien nicht durcheinander zu bringen.Die erste Kategorie sind Leute, deren Gesellschaft wie das Essen ist: Man kann weder bei Tag noch bei Nacht darauf verzichten. Man nimmt von ihnen das, was man benötigt, und man verläßt sie, bis man wieder etwas braucht. Dies sind Leute, die Wissen haben von Allah, von Seinen Befehlen, von den Krankheiten des Herzens und wie man sie heilen kann, die das Beste suchen für Allah, Seinen Propheten und Seine Diener. Die Freundschaft und Gesellschaft dieser Leute ist ein Gewinn für sich.
Die zweite Kategorie sind Leute, deren Gesellschaft wie Medizin ist: Man nimmt sie nur wenn man sie wirklich benötigt, aber nicht wenn man normal gesund ist. Trotzdem muß man manchmal mit ihnen zusammen sein, beispielsweise bei der Arbeit, die man nicht verlassen kann, um seinen Unterhalt zu verdienen. Die Gesellschaft dieser Leute sollte man nur in Anspruch nehmen, wenn es notwendig ist, wie man auch Medizin nur dann nimmt, wenn sie notwendig ist.Die dritte Kategorie sind Leute, deren Gesellschaft schädlich ist. Mit diesen Leuten zusammen sein ist wie eine Krankheit mit allen Abstufungen, Stärken und Schwächen. Von diesen Leuten wird man weder im Diesseits noch im Jenseits profitieren, und durch die Gesellschaft mit ihnen besteht die Gefahr, beide Welten zu verlieren.Zu diesen Leuten gehören die, die weder etwas Gutes sprechen, so daß du von ihnen profitierst, noch dir zuhören, so daß sie von etwas Gutem profitieren, was du ihnen sagst. Wenn sie sprechen, sind ihre Worte wie Peitschenhiebe auf das Herz des Zuhörers, und das obwohl sie ihre eigenen Worte bewundern. Der aufrichtige Diener Allahs kann nicht dauerhaft in Gesellschaft von Leuten bleiben, die schlecht für seine Seele, seine Religion und seinen Iman sind, selbst wenn er es manchmal nicht vermeiden kann.Die vierte Kategorie sind Leute, deren Gesellschaft der Untergang selbst ist. Sie ist wie Gift: entweder findet man ein Heilmittel oder man stirbt. Das sind die Leute von Bid’ah und Dalalah (Neuerungen und Irrwegen), die die Sunnah des Gesandten Allahs (a.s.s.) verlassen haben und andere Wege gegangen sind. Eine Sunnah nennen sie Bid’ah und umgekehrt. Ein Mensch mit Verstand sollte in ihrer Gesellschaft nicht sitzen und sich nicht mit ihnen abgeben. Das Ergebnis wäre entweder der sichere Tod des Herzens oder im besten Fall eine ernsthafte Erkrankung.Was dem Herzen Leben gibtAlle Formen von Ibadat sind für die Gesundheit des Herzens eines Dieners von größter Wichtigkeit, so wie Essen und Trinken für die Erhaltung des Körpers von größter Wichtigkeit sind. Und alle Formen von Sünde sind für das Herz wie vergiftetes Essen für den Körper.Genauso wie wir darauf achten, was wir essen und trinken, damit wir Schaden von unserem Körper fernhalten, genauso müssen wir auf das achten, was wir tun, um Schaden von unserem Herzen fernzuhalten.Und dabei ist die Gesundheit des Herzens bei weitem wichtiger als die des Körpers, denn ein gesunder Körper ermöglicht einem ein Leben in Gesundheit und Stärke, während ein gesundes Herz der Schlüssel ist für ein zufriedenes Leben in dieser Welt und einem ewigen Erfolg im Akhirah.Und so wie ein toter Körper den Diener von dieser Welt abschneidet, so wird ein totes Herz den Diener von seinem Erfolg im Jenseits abschneiden und ihm eine ewige Bestrafung geben. Einer der Salihin sagte: „Es ist seltsam, daß einige um den trauern, dessen Körper gestoben ist, aber niemals um den, dessen Herz gestorben ist, obwohl doch der Tod des Herzens wesentlich schlimmer ist."